Zu einem denkwürdigen Abend hatte der Kreisverband der Freien Demokraten die Mitglieder der ukrainischen Gemeinde Neumarkt eingeladen. Gastgeber war der Neumarkter Bundestagsabgeordnete Nils Gründer, in dessen Wahlkreisbüro gemeinsam die erschütternde und ergreifende Dokumentation „20 Tage in Mariupol“ angeschaut wurde, um anschließend einen Dialog zwischen den Mitgliedern der FDP und ukrainischen Flüchtlingen zu führen. Auch Ina (den Nachnamen sollen wir nicht erwähnen) aus Mariupol war anwesend, die im Zeitraum der Dokumentation die Schrecken dieses Krieges in Mariupol selbst erleben durfte. Weitere ukrainische Teilnehmer kamen aus Bachmut, Sumy, Odessa und Charkiw, alles Städte, die durch russische Luftangriffe und Drohnenangriffe der russischen Föderation schwer zerstört wurden.
In seiner Begrüßungsrede erinnerte Sascha Renner, Kreisvorsitzender der FDP Neumarkt, daran, dass der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der russischen Föderation bereits mehr als zwei Jahre andauert und in dieser Dokumentation nur ein sehr kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit eines Krieges für die Zivilbevölkerung gezeigt wird. Er sagte an die ukrainischen Gäste gerichtet, „Wir sind Ihnen für Ihr Kommen sehr dankbar, da wir sehr gut wissen, dass viele unter Ihnen die Schrecken des Krieges am eigenen Leib zu spüren bekommen haben und diese Dokumentation für Sie nicht leicht anzusehen ist“.
Schon kurz nach Beginn des Filmes kehrt im Raum Stille ein. Bereits die ersten Eindrücke des grausamen Krieges führen zu blankem Entsetzen, das während der ganzen Dokumentation anhält. Als die Bilder der durch die russische Luftwaffe zerstörten Kinderklinik mit vielen Kindern und Schwangeren unter den Opfern gezeigt werden, müssen viele ihre Blicke weg vom Bildschirm richten, weil sie die grausamen Kriegsverbrechen der russischen Armee nicht ertragen können. Man spürt förmlich im Raum ein überwältigendes Mitgefühl mit den ukrainischen Opfern und gleichzeitig ist niemand in der Lage ein Wort zu sagen beim Anblick der zivilen Opfer von Mariupol.
Nach Ende des Films liegt das Schweigen weiter bleischwer im Raum bis der Bundestagsabgeordnete Nils Gründer mit passenden Worten die Stille beenden kann. „Die verstörenden Bilder dieser Dokumentation und die furchtbaren Erlebnisse der Ukrainer mahnen uns zur Verantwortung für diese Menschen. Wir stehen weiter zur Hilfe der Kriegsflüchtlinge und zur Unterstützung der Ukraine zur Selbstverteidigung gegen den russischen Angriffskrieg“, sagte Nils Gründer, der auch Mitglied im Verteidigungsausschuss des deutschen Bundestages ist.
Ina aus Mariupol sucht das Gespräch mit Nils Gründer und bedankt sich bei den Bürgern im Landkreis Neumarkt und den Freien Demokraten für die Solidarität mit der Ukraine. Sie erzählt, wie sie mit Ihren Kindern im Keller ihres Wohnhauses während der fortwährenden Luftangriffe ausharren musste, nicht wissend wie es für sie und Ihre Familie weitergehen wird. Letztlich überzeugt sie ein Bekannter, die Hölle von Mariupol mit einem Wagen über einen Fluchtkorridor des internationalen Roten Kreuzes Richtung Dnipropetrowsk zu verlassen. Sie kann sich nicht einmal von ihrem Vater verabschieden, so dass sie erst später von ihrer Mutter, der die Flucht auch gelingt, erfährt, dass ihr Vater in Mariupol erfroren ist und er nach der Zerstörung des Wohngebäudes in einem Grünstreifen neben dem Haus beerdigt werden musste.
Ina lebt heute mit ihren zwei Kindern im Landkreis Neumarkt und arbeitet als Verkäuferin in einem Geschäft. Ihre Abschlussworte an die Neumarkter waren „Bitte vergessen Sie uns nicht, bitte vergessen Sie nicht das Schicksal des ukrainischen Volkes, das sich unverschuldet im Würgegriff der russischen Föderation befindet“.