Team Kreisverband: Auf der Kreishauptversammlung wurden Sie als das bekannteste Gesicht der Freien Demokraten von Neumarkt als Vorstandsmitglied wiedergewählt. Bei den Freien Demokraten finden sich seit der Wahl viele Frauen und junge Menschen im Vorstand wieder. Wie war Ihr Eindruck von der Versammlung?
Helga Hoerkens: Ich finde es gut, dass so viele junge Leute sich unserer Partei angeschlossen haben und dass es ein reges, harmonisches Wechselspiel zwischen jungen, dynamischen Ideen und rationalen und realistischen Erfahrungen der Älteren gibt.
Ich sitze in den Parlamenten für das Wohlergehen der Bürger
Helga Hoerkens
Team Kreisverband: Frau Hoerkens seit Jahren vertreten Sie erfolgreich die Freien Demokraten im Stadtrat und Kreistag und sind weiten Teilen der Bevölkerung sehr gut bekannt. Können Sie sich dennoch kurz vorstellen?
Helga Hoerkens: 1975 bin ich auf meinen Wunsch an die Mädchenrealschule in Neumarkt versetzt worden. In den ersten zwei Jahren war ich dann an drei Schulen gleichzeitig. Hauptamtlich Mädchen, mit je 4 Stunden bei den Knaben und am Ostendorfer Gymnasium. 28 Jahre war ich auch Verbindungslehrer, und die Schüler kamen auch mit ihren privaten Problemen zu mir. Jeden Wunsch meines Ministerialbeauftragten, mich für das Amt des Konrektors zu bewerben, habe ich abgelehnt mit der Begründung, nicht aus Neumarkt weg zu wollen. Dann bin ich doch als Konrektorin in den Ruhestand gegangen, aber eben in Neumarkt.
Theaterspielen in Trebgast, Eremitage Bayreuth und Altstadthof Nürnberg und schließlich Neumarkt und Berching war mein Hobby. Und so gründete ich mit dem Berufsregisseur Herbert Müller die Schloss-Spiele Neumarkt. Jetzt engagiere ich mich ehrenamtlich als Notfallseelsorgerin, bin stellvertretende Vorsitzende bei Tierschutzverein / Tierheim und leite einen Yoga / Qi-Gong-Kurs. Im Stadtrat bin ich auch als Schulreferentin im Einsatz.
Team Kreisverband: Bereits seit langer Zeit engagieren Sie sich politisch in Neumarkt i.d.OPf. für die FDP. Was sind für Sie die entscheidenden Werte der Freien Demokraten?
Helga Hoerkens: Auch wenn es idealistisch klingt, ich glaube an das Verantwortungsbewusstsein des Menschen, zumindest in der Mehrheit der Bevölkerung. Allzu viele Verbote verführen oft nur dazu, sie zu brechen. Es muss Regeln und Gesetze geben, und die müssen auch unbedingt eingehalten werden. Bei Nicht-Beachtung droht Strafe. Was aber nicht heißt, dass jede Kleinigkeit vorgegeben wird.
Ich bin auch gegen
die Parteienprofilierungssucht. Wenn jemand aus einer anderen Partei etwas
Gutes vorschlägt, habe ich kein Problem da zuzustimmen. Denn ich sitze in den
Parlamenten für das Wohlergehen der Bürger und nicht für das Profil meiner
Partei. Man sollte Letztere nicht unterschätzen, die können das
auseinanderhalten.
Team Kreisverband: Als Konrektorin der Mädchenrealschule waren Sie lange in Mitverantwortung für eine wichtige Bildungseinrichtung in unserer Stadt. Wie sehen Sie die aktuelle Situation der Schulen in Neumarkt?
Helga Hoerkens: Als Jurorin für die Schultheatertage an Realschulen war ich an vielen Schulen, und da kann ich sagen, dass unsere Stadtschulen sehr gut ausgerüstet sind. Freilich hakt es mitunter an baulichen Mängeln. Die Woffenbacher Schule muss dringend saniert werden, und an der MS Weinberger Straße ist die Hitzedämmung im Sommer ein echtes Problem. Sehr lobenswert ist das Engagement der Lehrer, die auch unmotivierte Schüler oder Migrationsschüler mit erheblichen sprachlichen Schwierigkeiten fantastisch in den Unterricht einbauen. Für sie eine Wochenstunde Mehrarbeit bedeutet ca. 3 normale Arbeitsstunden pro Woche. Welcher Arbeitnehmer würde das widerspruchslos hinnehmen!
Team Kreisverband: Gegen den damals vorherrschenden Negativtrend Ihrer Partei gelang Ihnen 2014 sensationell der Einzug in Stadtrat und Kreistag, und seit dieser Zeit sind Sie die einzige Mandatsträgerin der Freien Demokraten auf kommunaler Ebene. Wie konnten Sie dennoch liberale Akzente in der aktuellen Legislaturperiode setzen?
Helga Hoerkens: Als Einzelkämpfer ist man natürlich immer auf die Unterstützung anderer angewiesen. Dennoch gelang es mir für das Tierheim den Gastank in eine ungefährlichere Lage umsetzen zu lassen, gegen die Rattenplage einen abschließbaren Schuppen für die gelben Säcke zu beschaffen und die dringend benötigte Lagerhalle durchzudrücken. Außerdem habe ich dafür gesorgt, dass an der Mädchenrealschule ein gesicherter Zebraübergang geschaffen wurde und in der EFA-Str. durch zusätzliche Parkplätze die üblich gewordene Parkerei an den Feuerwehrzonen eingedämmt wurde u.Ä. Gescheitert bin ich leider bei meinem Antrag, die horrende Steuerhöhung von 2000 % für s.g. „Kampfhunde“ nicht durchzusetzen, weil von den 580 Bissvorfällen nur 27 von Listenhunden verübt wurden. Im Kreis konnte ich mich auch nicht durchsetzen mit dem Antrag, die Tierkörperverwertung von der Stadt zu übernehmen
Team Kreisverband: Die Wahlen für den Kreistag stehen in 2020 an. Welche Positionen und welche Inhalte stehen für Sie im Vordergrund?
Helga Hoerkens: Die Anzahl der Ruftaxis muss gesteigert werden, damit auch die Leute auf dem Land eine bessere Anbindung bekommen. Außerdem wäre eine ringförmige Buslinie gut, so dass man nicht immer erst zum Bahnhof muss, um sein Ziel zu erreichen. Auch eine besseres Busangebot an Wochenenden würde den Verzicht auf das Auto auf Nahstrecken erleichtern.
Nach der Schließung des Parsberger Krankenhauses muss das Neumarkter Klinikum weiter aufgerüstet werden, um die Versorgung auf fast allen Gebieten, auch mithilfe der Telemedizin, weiter zu verbessern. Auch ein/e Schulreferent/in wäre für den Kreis hilfreich, denn oft wissen Schulleiter nicht recht, an wen sie sich im Landratsamt wenden sollen.
Team Kreisverband: Frau Hoerkens, wir danken Ihnen für das Gespräch